Urbi

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Homestudio

Nameless war damals meine grösste Leidenschaft. Neben dem Bass-Spiel und Singen in der Band interessierten mich aber auch alle technischen Geräte, welche es für die Aufnahme von kompletten Songs benötigte. Nachdem mein bester Freund und Nameless-Keyboarder Harry Horlacher einen Roland JX-8P besass, welchen ich mir im März 1987 auslieh und darauf meinen ersten Song "Susan" schrieb, wollte ich auch einen Synthesizer haben. So kaufte ich mir einen Yamaha DX11. Um komplette Songs aufzunehmen, habe ich mir zusätzlich ein Vierspur-Kassetten-Aufnahmegerät Tascam PortaOne zugelegt und natürlich einen obligaten Drumcomputer Yamaha RX7. Wenn ich mir die Bilder von diesen Geräten (unten) ansehe, welche ich heute natürlich längst weg gegeben habe, dann kommt bei mir schon eine gewisse Wehmut auf!

Studioaufbau

Man muss wissen, dass es damals im Vergleich zu einem professionellen Musikstudio sehr schwierig war, gut klingende Musik aufzunehmen. Da waren tausend Problematiken zu bewältigen, welche man heute in einem modernen Heimstudio allesamt nicht mehr hat! Allem voran hat man auf eine Kassette (würde mal behaupten, dass kein junger Musiker von heute dies noch kennt) aufgenommen. Für ein Vierspur-Gerät hat man damals bis CHF 1'000 bezahlt, für ein Achtspur-Gerät locker das doppelte! Da das Ganze analog war, kam natürlich immer noch das Rauschen dazu. Kopierte man Spuren zusammen, rauschte es folglich noch mehr. Waren die Tracks fertig, konnte man nicht mehr viel daran ändern. Mein DX11 war 6-stimmig, das heisst man konnte gerade mal 6 Tasten drücken, bei der siebten wurde der erstgedrückte Ton wieder abgewürgt. Dies wiederum ist der Grund, warum in den 80er Jahren Bands ganzen Synthie-Burgen hatten. So auch ich. Da ich schliesslich mehrere Instrumente aufnehmen wollte - und dies aufgrund den wenigen Aufnahmespuren gleichzeitig machen sollte - musste ich mir noch mehr Klangerzeuger zulegen, was ich dann auch tat. Zudem bastelte ich mir ein Holzrack, um alles darin unterzubringen.

Equipment

Heute als Musiker sich die Welt ohne Software-Sequenzer vorzustellen, ist schon fast surreal!

Damals war es einfach so. Ich hatte mir einen Kurzweil 1000-Expander zugelegt, welcher einige sehr interessante Klänge zu bieten hatte und damals schon fast revolutionär war. Nun war da die Herausforderung, alle Synthies gleichzeitig und möglichst ohne Fehler zu spielen, da im Heimstudio meist nur 4 statt wie im professionellen Studio 16 oder gar 48 (auch dies aus heutiger Sicht lächerlich) zur Verfügung standen. Die Lösung für dieses Problem waren damals ein Hardware-Sequenzer und Midi.

Midi war die Verbindung der verschiedenen Klangerzeuger. Ein 5-poliges Kabel, welches damals die ultimative Lösung war, mit welchem ich meinem tastaturlosen Kurzweil-Expander die Klänge entlocken konnte.

Midi-Stau

Ein grosses Problem bei der Midi-Verbindung war der Midi-Stau. Wurde dem Gerät per Midi z. B ein Streicherklang und gleichzeitig ein anderer Klang entlockt, konnte nicht alles zeitgerecht erledigt werden und es kam meist bei einem Klang zu einer Verzögerung. Kamen zuviele Midi-Befehle rein, ging meist gar nix mehr.

Sequenzing

Ich bin bei weitem kein guter Keyboarder, somit habe ich mir erstens nicht zugetraut, komplexe Parts einzuspielen und zweitens musste ich auf meine zwei Aufnahmespuren mehrere verschiedene Klänge (z. B. Klavier und Streicher) bringen. Ich hätte sie auch aufnehmen können und später mit den anderen zwei verbleibenden Spuren zusammenmischen können. Dies hätte aber das auf den analogen Spuren hörbare Rauschen noch verstärkt, was ich nicht wollte. Die Lösung dafür war damals ein Hardware-Sequenzer, bei mir wars der Kawaii Q-80. Dieses Wunderteil konnte Midi-Daten aufnehmen. Man kann sich dies wie folgt vorstellen: Man hängte einen Synthesizer mit einem Midi-Kabel an den Sequenzer. Man spielte anschliessend ein Klavier über den Synthesizer ein. Der Klang wurde dabei nicht aufgenommen, nur die Informationen, welche Töne gedrückt werden, wie lange und von welchem Instrument. Das damals fast Unfassbare war die Tatsache, dass mehrere Keyboards mit den Midikabeln einfach zusammengehängt werden konnten. Mittels verschiedenen Midi-Kanälen konnte man dann die einzelnen Geräte ansteuern. Schliesslich musste man ja auch noch dem Drumcomputer sagen, dass er in derselben Geschwindigkeit wie das Klavier etc. laufen solle. Da das letzte angehängte Gerät aufgrund der Kabelverzögerung nicht mehr ganz im Timing mitlief, musste man die Midi-Starts einfach ein wenig vorziehen. Trotz allem damals eine tolle Sache!

Das Aufnehmen passierte bei mir natürlich nicht perfekt. Da man mit dem Sequenzer aber alle Informations-Aufnahmen nachträglich bearbeiten konnte, war dies nicht weiter schlimm. Da dies aber damals auf mühsame Weise geschah - man musste z. B. alle Start-Informationen mit dem Sequenzer-Drehrad zuerst anwählen und anschliessend Enter drücken und dann anpassen - war dies eine sehr aufwändige Sache! Bei komplexen Sequenzen kann man sich wohl vorstellen, wie lange dies dauerte. Zudem hatte ich ein zweizeiliges kleines Display zur Verfügung, was nicht sehr komfortabel war.

Vierspur-Aufnahmen

Anschliessend waren zwei Spuren besetzt, welche bei mir mit Keyboard und Schlagzeug belegt waren. Obwohl ich damals Bass-Gitarre spielte, nahm ich komischerweise meistens keinen Bass auf. Auf die dritte Spur kam stets meine Lead-Stimme und auf die vierte Spur eine Background-Stimme. Schlussendlich konnte man nachträglich die vier Spuren noch im Panorama versetzen, in der Lautstärke und vom Klang her anpassen und mit einem Effekt versetzen. Da in den 80er Jahren viel mit Effekten gemacht wurde, geizte auch ich nicht damit. Wenn das Resultat aus heutiger Sicht ("De hütigi Tag" von meiner ersten CD "Suburbia" wurde genau so aufgenommen) auch sehr unprofessionell klingt, war es damals für mich eine kleine Revolution. Mein Gerätepark zuhause wuchs an und verschlang damals mit allen Netzgeräten eine Unmenge an Stromkosten.

Tascam 644
Tascam 644

Tascam 8-Spur-Recorder

Später, anfangs der 90er Jahre, leistete ich mir ein Tascam 644, ein 8-Spur Recorder welcher wiederum auf Kassette aufnahm. Er hatte einige Möglichkeiten mehr als der 4-Spur-Recorder und das Coole daran war, dass das Tape in doppelter Geschwindigkeit aufnahm, was erheblich weniger Rauschen produzierte. Da die 8 Spuren schliesslich auf der schmalen Tapebreite verteilt waren, gab es zum Teil Übersprecher bei zwei nebeneinanderliegenden Spuren. Man kann sich heute gar nicht mehr vorstellen, welche Kämpfe anfangs der 90er Jahre ein Homerecorder mit dem damaligen Equipment hatte! Leider war die Aufnahme mit dem Tascam 644 schlussendlich immer noch analog, jedoch tönten die Aufnahmen massiv besser!